FSJ-Bericht Kirsten Mögel

Erfahrungsbericht Unámonos + Hogar de Cristo

Mein Name ist Kirsten Mögel, ich bin 20 Jahre alt und komme aus Weil der Stadt. Im Juli 2012 habe ich mein Abitur hier am Johannes-Kepler-Gymnasium absolviert. Für mich stand fest, dass ich nicht sofort studieren möchte, sondern zuerst einmal ins Ausland gehe, am Besten nach Südamerika. Die Länder haben mich schon immer fasziniert und da ich in der Schule 5 Jahre Spanisch hatte, konnte ich schon gut Spanisch sprechen und es kaum abwarten neue Kulturen zu erkunden. Diesen Traum habe ich mir dann auch verwirklicht und war insgesamt 8 Monate unterwegs. Dabei hatte ich die Chance Uruguay, Argentinien, Ecuador, Bolivien und vor allem Perú näher kennenlernen zu können:
Die meiste Zeit (knappe 6 Monate) war ich in Perú und habe Praktika gemacht. Unter anderem in Krankenhäusern für mein Medizinstudium, das ich dieses Jahr anfangen möchte. Auf „Unámonos“ und dem „Hogar de Cristo“ bin ich durch das Projekt „Mitmachen Ehrensache“, welches ich an unserer Schule organisiert hatte und wobei jedes Jahr der Erlös für einen guten Zweck verwendet wird (jenes Jahr zufällig für Unámonos), gestoßen. Dadurch habe ich Frau Dr. Schnaufer kennengelernt und mich mit ihr in Verbindung gesetzt. Sie fragte mich, ob ich denn nicht dorthin gehen wolle um zu helfen. Somit erzählte ich ihr von meinem Südamerikavorhaben. Es war kein Problem auch „nur“ 2-3 Monate die Projekte „Unámonos“ und „Hogar de Cristo“ zu unterstützen.

Somit habe ich 2 Monate (Mai+Juni 2013) 2 Tage in der Woche bei „Unámonos“ und 3 Tage in der Woche im „Hogar de Cristo“ als Freiwillige mitgearbeitet. „Unámonos“ ist eine Stiftung für bedürftige, geistig und / oder körperlich behinderte Kinder in Arequipa, Perú. Es gibt momentan insgesamt ca. 20 Babies und 84 Kinder / Jugendliche, die alle überwiegend das Down-Syndrom haben. Alles ist sehr gut durchstrukturiert und es gibt verschiedene Gruppen, angefangen bei der Frühstimulation, über den Kindergarten, die „Schule“ und die Vorbereitung auf einen Beruf. Die Kinder sind nur vormittags von 8:30Uhr bis 13:30Uhr dort, bekommen in einer Pause aber auch eine Kleinigkeit zu essen. „Hogar de Cristo“ ist eine Einrichtung für ca. 40–50 Kinder und Jugendliche von 6–17 Jahren aus Arequipa, die in großer Armut leben und meist familiäre Probleme haben. Hier gibt es 2 Gruppen, eine vormittags von 8Uhr bis 12:30Uhr und eine nachmittags von 14Uhr bis 19Uhr.
Wohnen konnte ich in einem Zimmer mit Bad im „Hogar de Cristo“ und bekam einen Schlüssel, so dass ich unabhängig war, wenn am Wochenende keiner da war. Übrigens ist Arequipa (2400 Höhenmeter) eine wunderschöne Stadt mit schönen Plätzen, Kirchen und Höfen am Fuße von dem Vulkan „Misti“ . Wie die meisten Peruaner waren die Mitarbeiter in den Projekten total herzlich, offen und nett. Es gab auch noch jeweils eine andere Freiwillige, mit denen ich mich super verstanden habe.

Nun, was genau habe ich jetzt gemacht?
Zuerst einmal zu „Unámonos“: Wie gesagt, war ich 2 Tage die Woche bei „Unámonos“. Dienstags habe ich mit den Babies und bis zu 3-jährigen Kleinkindern vom Programm der Frühstimulation zusammen gearbeitet. Das hat sehr viel Spaß gemacht und die Kinder waren total süß! Wir haben unter anderem viel mit Musik und Singen gearbeitet, denn damit können die Kinder schneller Informationen auffassen. Wir haben zusammen gemalt, Körperteile gelernt oder Farben mit der „Farbampel“ erkundet. Meist haben wir uns mit den Babies / Kleinkinder zwischen unseren Füßen auf Matratzen gesetzt und verschiedene Übungen für die Feinmotorik gemacht, beispielsweise Kugeln in eine Flasche gelegt.
Mittwochs war ich mit in der 5. Klasse bei den 14–15jährigen Jugendlichen. Aufgrund ihrer Behinderung sind sie noch herzlicher & liebevoller und wachsen einem so richtig ans Herz! Sie sind nach kurzer Zeit immer auf mich zu gerannt gekommen und haben mich umarmt. Nur manchmal war es schwierig, wenn sie (wie ich es nenne) ihre „5 Minuten“ hatten. In meiner Gruppe gab es 6 Schüler und Schülerinnen, die alle unterschiedliches Können haben und deshalb auch verschiedene Aufgaben bekommen, bei denen ich geholfen habe. Jonathan beispielsweise hat mit den Zahlen eins bis drei Schwierigkeiten und ist dabei zu lernen, seinen Namen & Mama zu schreiben. Junior dagegen kann sogar Diktate schreiben und Subtrahieren bis 20. Für die Kinder gibt es einen Stundenplan mit verschiedenen Fächern wie Musikunterricht, Sport, Sprachtherapie oder Handwerkssachen wie Schreinern oder Knüpfen. Gegen 11:15Uhr gibt es immer eine Pause, wobei die Kinder etwas zu essen bekommen, danach den Tisch aufräumen & spülen und kurz „frei“ haben. Sie können sich sonst nicht so lange am Stück konzentrieren. Um 13:30Uhr ist dann Schulende und alle gehen nach Hause.

3 Tage der Woche habe ich mit den „Straßenkindern“ vom „Hogar de Cristo“ zusammengearbeitet. Dort habe ich Montag-, Donnerstag- und Freitagnachmittag von 14:30–19Uhr geholfen. Zuerst gab es immer Mittagessen, wobei ich den Essensraum hergerichtet und das Essen geschöpft & ausgeteilt habe. Vor dem gemeinsamen Essen wurde immer kurz gebetet. Nach dem Essen mussten die Kinder abspülen und haben Putzaufgaben bekommen, z.B.:
Toiletten, Höfe und Räume. Danach haben wir zusammen Hausaufgaben gemacht. Später gab es kleine „Projekte“ wie Musik, Nähen, Tanz oder Backen (jeweils an verschiedenen Tagen). Abschließend kam das gemeinsame Abendessen und wieder mit anschließendem Putzen. Gegen 19Uhr sind die Kinder dann alle nach Hause gegangen. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, obwohl es meist schwieriger war, weil die Kinder natürlich so keine „Regeln / Normen“ kennen (was sie im „Hogar“ lernen sollen) und meist machen, was sie wollen. Aber sie wachsen einem dann doch trotzdem ans Herz!

Schließlich hatte ich auch noch die Möglichkeit bei verschiedenen Aktionen mitzuhelfen und dabei zu sein.
Bei „Unámonos“ kommen einmal im Jahr Ärzte aus den USA und untersuchen die Kinder kostenlos. Auch der Zahnarzt bleibt nicht aus und der ein oder andere Zahn muss unter kleiner Narkose gezogen werden. Das war vor allem für mich, als angehende Medizinerin sehr interessant, den Ärzten zu zuschauen. „Unámonos“ hat zwar eine Ärztin, die zweimal die Woche kommt und den Kindern Rezepte gibt, ist aber in ihren Möglichkeiten natürlich beschränkt.
Ich habe zufällig beim Leichtathletik einen Zahnarzt kennengelernt, der in Zukunft kostenlos helfen möchte.
Beim Muttertagsfest gab es tolle Aufführungen von jeder Gruppe (meine 5. Klasse war natürlich die Beste); beim Vatertag hat jede Gruppe gezeigt, was sie gelernt hat. Ein anderes Highlight war eine kleine „Olympiade“ zwischen verschiedenen behinderten Schulen, wobei einige Schüler von „Unámonos“ fleißig mitgemacht haben und von uns angefeuert wurden.

Total lieb war der Abschied organisiert von den Müttern der Babies / Kleinkindern der Frühstimulation – es gab eine extra Abschiedstorte und ganz viele Umarmungen von meinen „Großen“ aus der 5. Klasse.
Im „Hogar de Cristo“ wurde auch ein großes Muttertagfest mit kleiner Andacht und tollen (Tanz-) Vorführungen gefeiert. Ein Highlight hier war der Ausflug in den nahegelegenen Park zum Fußballspielen und Pappkartonrutschen.
Zum Abschied haben die andere Freiwillige und ich für die Kinder belegte Brötchen mit Wurst & Käse gemacht (etwas Besonderes), worüber sich die Kinder gefreut haben. Mit den Kollegen sind wir lecker Essen in einem Grillrestaurant gegangen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung war ins Ausland zu gehen, und ich habe so viele neue Erfahrungen gesammelt. Vor allem habe ich viele neue Leute, Kulturen und Gewohnheiten kennengelernt.
Die Freiwilligenarbeit in Arequipa bei „Unámonos“ und im „Hogar de Cristo“ hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich habe einiges dazu gelernt. Ich kann es jedem nur empfehlen, denn die Hilfe wird gebraucht. Das, was man schenkt, bekommt man an Herzlichkeit zurück. Irgendwann möchte ich zurückkehren und alle besuchen…

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