Liebe Freunde von Unámonos,

entgegen unserer Hoffnung hat uns Corona leider immer noch im Griff und beeinträchtigt weiterhin unser Leben sowohl in Deutschland als auch in Peru.

Als im Sommer die Infektionszahlen sanken, konnten wir in Weil der Stadt zwei Konzerte durchführen. Einmal spielte das Blechbläserensemble des Daimler Sinfonieorchesters im Spitalhof, und das Bosch Sinfonieorchester gab ein Konzert in der Stadthalle. Beide Veranstaltungen stießen auf große Resonanz bei den Besuchern, und es war offensichtlich, dass viele Menschen nach der langen Zeit der Einschränkungen ein großes Bedürfnis hatten, endlich wieder eine kulturelle Veranstaltung besuchen zu können. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle, die diese Veranstaltungen möglich gemacht haben, und an die vielen Besucher, die großzügig gespendet haben.
Peru, das erheblich schwerer von der Pandemie betroffen ist als Deutschland, versucht derzeit wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren. Jede dritte Familie bei Unámonos hat durch Covid einen Verlust in ihrem unmittelbaren Umfeld erfahren, und auch vor unseren Lehrern hat die Pandemie nicht Halt gemacht. Amerigo, langjähriger Musiklehrer und Leiter der Schreinerei, ist Anfang des Jahres Opfer des Covid-19-Virus geworden. Mit ihm verlieren wir einen unserer engagiertesten und anerkanntesten Lehrer – wir werden ihm stets ein treues Andenken bewahren.

Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren und ihre Familien haben plötzlich keine Einnahmen mehr; leider sind davon auch bei Unámonos viele Familien betroffen. In den Herbstferien war Hans Dieter Scheerer in Arequipa und konnte sich vor Ort ein Bild machen. Die Innenstadt Arequipas ist längst nicht mehr so belebt wie vor der Pandemie; viele Geschäfte, kleinere Restaurants und Cafés mussten wegen der Pandemie auf Dauer schließen, und um die Ansteckung mit dem Virus einzudämmen, ist es in Peru nun Pflicht, zwei Masken übereinander zu tragen.
Trotz der schwierigen Umstände haben die Lehrer und unsere drei Direktorinnen, Jimena Díaz Zapater, Silvana Cavallero und Cecilia Corpancho Umlauff, mit viel Engagement den Betrieb der Schule während der Pandemie aufrechterhalten. Da in Arequipa nun insgesamt eineinhalb Jahre alle Schulen geschlossen bleiben mussten, hat der ganze Schulbetrieb über diesen langen Zeitraum ausschließlich „online“ stattgefunden. In bewundernswerter Weise wurden die Lehrer an die Möglichkeiten digitaler Unterrichtung herangeführt, jede Woche finden regelmäßige „Online-Treffen“ statt, um ihnen in technischer sowie inhaltlicher Hinsicht neue Perspektiven an die Hand zu geben.
Der Zusammenhalt unter Lehrern, Eltern und Kindern ist in dieser Zeit erheblich gewachsen und Unámonos hat sich im sprichwörtlichen Sinne zu einer großen „Schulfamilie“ entwickelt. Auch der Kontakt zu uns in Deutschland ist in dieser Zeit sehr viel enger und intensiver geworden, da wir immer wieder an diesen „Treffen“ teilnehmen können und so viel näher am dortigen täglichen Geschehen sind.

Der Unterricht mit den Schülern findet meist über ein Mobiltelefon statt, das ein Mitglied der Großfamilie dem Kind für die Unterrichtszeit zur Verfügung stellt, wobei auch häufig die Eltern einbezogen werden, denen so gezeigt wird, welche therapeutische Übungen sie mit ihrem Kind durchführen können. Als positiver Effekt dieser neuen Lernsituation konnte beobachtet werden, wie sich die Eltern nun viel aktiver um ihre Kinder bemühen und damit auch ein besseres Verständnis für die individuellen Bedürfnisse zur Förderung ihrer Kinder entwickelt haben.

Seit ungefähr vier Wochen hat nun die Regierung erste Lockerungen zugelassen, sodass neben dem Online-Unterricht auch wieder langsam mit Präsenzunterricht begonnen werden kann. Bei Unámonos werden vorerst zwei Klassen auf dem Schulhof im Freien unterrichtet; zunächst nur in Tanz und Gymnastik. Dabei bekommt jeder Schüler abwechselnd die Möglichkeit, an diesem Unterrichtsangebot teilzunehmen und sich endlich wieder etwas „zu bewegen“. Bisher schicken jedoch viele Eltern ihre Kinder aus Angst vor Ansteckung auch weiterhin noch nicht zur Schule.

Derzeit ist offiziell geplant, nach den peruanischen Sommerferien (im März 2022) wieder mit normalem Präsenz Unterricht zu beginnen, sollte die allgemeine Lage dies bis dahin zulassen. Das Schulgebäude muss bis dahin noch an vielen Stellen renoviert werden. Im vergangenen Frühjahr wurde der Wassertank auf dem Dach durch ein Erdbeben stark beschädigt; und das Wasser hat die darunterliegenden Räumlichkeiten komplett verwüstet. Die Mauerarbeiten konnten bereits durchgeführt werden, es fehlt jedoch immer noch der weitere Innenausbau, Wände und Fußböden müssen noch dringend renoviert werden, bevor die Kinder in die Schule zurückkommen können.

Auch dieses Jahr möchten wir wieder schwer von der Pandemie betroffenen Familien bei Unámonos, die Angehörige und Auskommen verloren haben, mit einem Hilfspaket zu Weihnachten unter die Arme greifen, das wichtige Nahrungsmittel enthält.

Wir danken Ihnen für Ihre wertvolle Unterstützung in diesen letzten beiden, besonders schwierigen Jahren, wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und hoffen mit Ihnen, dass diese unsicheren Zeiten bald der Vergangenheit angehören.

Mit herzlichen Grüßen


Hilfe für behinderte Kinder und Jugendliche 

WEIL DER STADT. Die Weil der Städter Stiftung „Unámonos“, die behinderte Kinder im gleichnamigen Heim in Arequipa/Peru seit 40 Jahren jährlich mit über 40.000 Euro unterstützt, ist durch die Pandemie besonders bei der Akquise der Spenden beeinträchtigt. Die Einrichtung benötigt dringend Unterstützung, um pädagogisch sinnvoll weiterarbeiten zu können. Jede dritte Familie hat durch den Virus einen Verlust in ihrem unmittelbaren Umfeld erfahren, und auch vor den Lehrern hat die Pandemie nicht halt gemacht. Viele Menschen haben in Peru ihre Arbeit verloren und die Eltern der bei „Unámonos“ untergebrachten Kinder hatten plötzlich keinerlei Einnahmen mehr. Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Hans Dieter Scheerer, war Anfang November in Peru und hat sich selbst vor Ort ein Bild gemacht. Scheerer berichtete von seiner Reise bei der letzten Sitzung des Stiftungsrates in diesem Jahr und konnte den Mitgliedern einen persönlichen Eindruck von Peru, Arequipa und der Schule Unámonos vermitteln. 

Derzeit dürfen nur zwei Klassen parallel in der Schule unterrichtet werden. Es sind jeweils nur drei Kinder beziehungsweise Jugendliche zugelassen. In einem rollierenden System versuchen die Lehrer, den Unterricht so zu gestalten, dass zumindest die Schüler, die Interesse an einem Präsenzunterricht haben, auch mindestens einmal die Woche in die Schule gehen können. Es ist den Kindern, die teilweise sehr schwer behindert sind, nicht immer vermittelbar, permanent eine Maske zu tragen, jedoch mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen schaffen es die Lehrer, die Kinder hiervon zu überzeugen. Smartphones und Tablets Auch während der Pandemie hat das Direktorium zusammen mit den Lehrern über geliehene und gebrauchte Smartphones und Tablets die Kinder unterrichtet. So konnten die Kinder und Jugendlichen zusammen mit ihren Familienangehörigen gleichzeitig den Umgang mit elektronischen Geräten lernen. Geschwister und Eltern waren so auch direkt in den Unterricht eingebunden, was zu einem größeren Verständnis und engeren Zusammenhalt in der Familie geführt hat. 

Dieser Zusammenhalt, so Scheerer, war auch deutlich unter den Lehrern und dem Direktorium spürbar. Denn während der Pandemie kamen sämtliche geplante Konzepte zum Erliegen, sodass auch vor Ort kaum Chancen bestanden, durch neue innovative Konzepte staatliche oder private Gelder zu generieren. Umso mehr hoffen sie auf die Stiftung „Unámonos“. In einem Weihnachtsbrief, den die Stiftung die letzten Tage verschickt hat, machte Scheerer nochmals deutlich, dass viel Geld zum einen für die Sanierung des Schulgebäudes, aber auch für die laufenden Ausgaben wie das Bezahlen der Lehrer oder der Beschaffung von Unterrichtsmaterialien benötigt wird. Da dieses fahr nur zwei Benefizkonzerte zugunsten der Stiftung stattfanden, waren auch die Spendeneinnahmen geringer als in früheren Jahren. Die Spendenkonten sind im Internet unter w-ww.unamonos.de abrufbar. Jeder Euro ist willkommen und wird dringend in Peru benötigt. Es ist auch sichergestellt, dass jeder Euro ohne Abzug direkt in Peru ankommt. 

Unterstützen Sie Unámonos mit Ihrer Spende.

Erschienen in der Sindelfinger Zeitung am 16.12.21. Autor Ronald Lars