Die alljährliche Reise von Mitgliedern der Weil der Städter Stiftung Unámonos führte dieses Jahr unter der Führung des Stiftungsrats Vorsitzenden Hans Dieter Scheerer zunächst über Lima nach Cusco, dem Ausgangspunkt der Besichtigung der berühmten Inka Stadt Machu Picchu in Peru.
Der fast 12-stündige Flug von Stuttgart über Amsterdam nach Lima war aufgrund der durchaus akzeptablen Verpflegung der Fluggesellschaft und des Unterhaltungsprogramms kurzweiliger als gedacht. Eine kurze Nacht in Lima mit sehr frühem Aufstehen, machte aufgrund der Zeitverschiebung keine allzu großen Probleme und führte die Reisenden von Lima nach Cusco. Dort wurde die Gruppe mit peruanischer Höflichkeit von der Reiseleiterin Karen in Empfang genommen. Das große Gepäck wurde im Hotel abgestellt, mit kleinem Gepäck und Bus ging es dann in Richtung Ollantaytambo. Von dort ging es weiter mit dem Zug nach Aguas Calientes, dem Ausgangspunkt zum Weltkulturerbe Machu Picchu. Am darauffolgenden Morgen sehr früh mit dem Bus hoch zur Inka Stadt in den Wolken Machu Picchus. Anfänglich regnerisch und wolkenverhangen war die Gruppe enttäuscht, weil nichts zu sehen war, um die Mittagszeit jedoch lockerte die Bewölkung auf und es eröffnete sich ein hervorragender Blick auf die Ruinen von Machu Picchu. Einzig die vielen Touristen störten etwas bei den Fotoaufnahmen. 5000 Touristen pro Tag besuchen derzeit diese Ruinen täglich.
Sehr beeindruckt von den architektonischen und handwerklichen Fähigkeiten der Inkas fuhr die Gruppe zunächst mit dem Zug und dann mit dem Bus zurück nach Cusco.
Mit dem Peru-Rail, einem exklusiven Zug, ging es am nächsten Morgen von Cusco in Richtung Puno am Titicacasee. Für knapp 400 km benötigt der Zug mehr als 10 Stunden, weil höhere Geschwindigkeiten in den Anden auch aufgrund der vorhandenen Technik nicht möglich sind. In einem Aussichtswaggon konnte die Landschaft genossen werden. Bis zu 4000 Höhenmeter musste der Zug überwinden. Einen guten Pisco Sour, das Nationalgetränk der Peruaner aus Pisco, Eis und Eierschaum, vertrieb den Reisenden die Zeit wie auch ein hervorragendes drei Gängemenü.
In Puno, einer direkt an dem Titicacasee gelegenen Stadt, wurde direkt am Plaza de Armas ein Hotel bezogen und am darauffolgenden Morgen wurden die Reisenden per Boot zunächst zu den Uros, den sogenannten schwimmenden Inseln gebracht. Die Uros, ein Indianerstamm, der seit Jahrhunderten nur auf diesen aus Schilf gefertigten Inseln lebt, beeindruckte die Reisegruppe sehr. Strahlender Sonnenschein bei kühlen Temperaturen, wobei durch die Höhe, die Sonne nicht zu unterschätzen ist, führte die Gruppe weiter zur Insel Taquile. Ursprünglich wurde diese als Strafinsel genutzt mittlerweile leben hier Peruaner und betreiben dort eine bescheidene Landwirtschaft und zeigen Touristen alte Handwerkstraditionen. Hier stricken nur die Männer, und zeigen ursprüngliche Tänze bei denen auch Touristen aufgefordert werden mitzumachen.
Von Puno nach Arequipa ging es mit dem Bus über die Anden, bei dem eine Höhe von 4.500 m zu überwinden war. Karge Landschaften, hohe Berge, kerzengerade kilometerweite Straßen, Steinwüsten, Salzseen mit rosa Flamingos, karges Grasland mit Vikuñas, Alpacas und Lamas …prägen das Bild dieser Landschaft.
Arequipa, die zweitgrößte Stadt im peruanischen Hochland im südlichen Teil des Landes gelegen und Sitz der Schule Unámonos in der bedürftige Kinder und Jugendliche unterstützt werden, war für einige der Reiseteilnehmer bekannt und vertraut. Die Stadt, die mittlerweile über 1 Million Einwohner hat, liegt umgeben von drei Vulkanen, der Hauptvulkan Misti ist noch nicht völlig erloschen. Ab und zu kleinere und mittlere Erdbeben zeigen die seismische Aktivitäten auch der Vulkane.
Der Besuch der Schule war ein großes Wiedersehensfest mit den Kindern und Jugendlichen, den Lehrern und auch dem Direktorium. Mitgebrachte Geschenke wurden mit strahlenden Augen dankend entgegengenommen.
Beim ersten Rundgang hat sich gezeigt, dass die in Angriff genommene Renovierung der Schule erste Erfolge zeigt. Die Sanitärräume, Toiletten und Duschen sowie die Küchen sind schon teilweise renoviert, die weiteren Räume werden sukzessive renoviert und auf die neuesten Standards gebracht. Die Schreinerei, die vor einigen Jahren vergrößert wurde, ist schon wieder zu klein, und muss nochmals erweitert werden.
In der Diskussion zwischen den Mitgliedern des Stiftungsrats und dem Direktorium vor Ort ergab sich, dass die Möglichkeit besteht einen Teil des Gebäudes noch um ein Stockwerk zu erhöhen. Hier wurde diskutiert inwieweit dort dann Klassenzimmer untergebracht werden können und die Schreinerei in andere Klassenzimmer verlagert werden kann.
Es wurde vereinbart hierfür eine Planung zu erstellen, Kosten zu ermitteln, um dann dies hoffentlich alsbald in Angriff nehmen zu können. Auch die Spielmöglichkeiten sollen zukünftig optimiert werden, außerdem soll auch weiteres grün geschaffen werden, um den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben sich mit Pflanzen zu beschäftigen.
Leider hat sich herausgestellt, dass Zuschüsse, die die Schule für die Betreuung und Ausbildung der Jugendlichen und Kinder vom peruanischen Staat erhält, ab 2020 aufgrund von Gesetzesänderungen zum Großteil gekürzt werden, sodass wir für die Schule ab nächstem Jahr mehr Spendengelder benötigen werden, um den Lehrbetrieb in gewohnter Weise zu erhalten.
Im Zuge dessen wurden von Jimena, Cecilia und Silvana, dem Direktorium in Arequipa, im vergangenen Jahr sechs Bereiche definiert, die Unámonos für die Zukunft überlebensfähig machen sollen.
Neben der Kerntätigkeit, Kinder und Jugendliche zumeist mit Down-Syndrom zu erziehen und zu unterrichten, soll zukünftig mit der Förderung von Kleinstkindern bis zu drei Jahren ein weiterer Schwerpunkt hinzukommen.
Zudem werden seit mehr als 10 Jahren jährlich bis zu zehn über 18-Jährige in einfachen Tätigkeiten ausgebildet, damit sie später etwa in einer Schreinerei, einem Restaurant etc. in Arequipa unterkommen und so ihren Teil zum Familienunterhalt beitragen können. Dieses Projekt, das in den vergangenen fünf Jahren von einer Schweizer Stiftung gefördert wurde, konnte bisher 25 Jugendliche an 18 Betriebe vermitteln – ein beachtlicher Erfolg!
Viertens ein kostenpflichtiges Beratungsprogramm für Schulen und Unternehmen, die mit behinderten Kindern arbeiten, indem diese im Umgang mit behinderten Menschen beraten werden. Die Einnahmen sollen zur Finanzierung anderer Teilbereiche beitragen.
Das Programm „Contigo“ beinhaltet Therapien für Familien mit unterschiedlichsten Problemen. Auf Initiative von Silvana Cavallero, der Leiterin dieses Bereiches konnte ein großes Gelände außerhalb von Arequipa gepachtet werden. Dort sind sechs Pferde und entsprechende Einrichtungen vorhanden, die Unámonos kostenfrei zur Verfügung gestellt werden und eine Therapie mit Pferden und Kleintieren möglich machen. Besonders im Umgang mit Pferden soll die soziale Kompetenz der Kinder gefördert werden und sie für die spätere berufliche Zukunft vorbereiten.Der letzte Bereich ist das Programm „1EN1000 – 1 in 1000“ – unter dieser neu kreierten Markenbezeichnung sollen in Zukunft die in den Schulwerkstätten produzierten Gegenstände von Kleinmöbeln über handgestrickte Schals, Papierarbeiten und Modeschmuck verkauft werden. Auch dieser Bereich soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden und dazu beitragen, in Eigenverantwortung Einnahmen zu generieren.
Ein weiteres Projekt, das unterstützt wird, ist … die Schule I.R.I.D. Dort werden schwerst- behinderte Kinder gepflegt. Der Besuch dort stellt immer eine große Herausforderung dar, da das Leid dort sehr deutlich ist und erkennbar ist, wie gut doch in Deutschland die Betreuung von schwerstbehinderten Kindern ist. Kinder werden hier rund um die Uhr gepflegt, da es sich oft um Waisen handelt. Ein Geldbetrag, von der Kleideraktion der katholischen Kirche Weil der Stadt, konnte hier der Heimleiterin Marie Luz übergeben werden, sodass ein Großteil der Not zumindest für einige Zeit gelindert werden kann.
Nach diesem doch sehr beeindruckenden Erlebnis stand, wie fast bei jedem Besuch, ein Mittagessen im Club Arequipa auf dem Programm. Das Kuratorium der Stiftung Unámonos in Arequipa hat die Reiseteilnehmer dorthin eingeladen. Bei Lomo Saltado und anderen peruanischen Köstlichkeiten konnten die bisherigen Eindrücke der Reise und auch die nächsten Schritte zur Renovierung der Schule mit dem neuen Präsidenten von Unámonos Herrn Juan Carlos Calderón Orams und den anderen Stiftungsratsmitgliedern in Arequipa diskutiert und besprochen werden.
Ein Ausflug ins Colca-Tal machte den Aufenthalt in Arequipa perfekt. Eines der tiefsten Täler der Welt, bei dem bei entsprechender Thermik die fast größten Vögel der Welt, die Kondore, mit einer Spannweite von über 3m optimale Bedingungen vorfinden. Majestätisch glitten die Vögel über das Tal und begeisterten die Besucher.
Ein kurzer Aufenthalt in Lima und eine Besichtigung der Stadt beendete den Aufenthalt in Peru.
Letzte Station der Reise war Rio de Janeiro, die lebensfrohe Stadt am Zuckerhut. Direkt in einem Hotel an der Copacabana untergebracht, genoss die Reisegruppe die brasilianische Großstadt mit Besichtigungen des Zuckerhutes, der berühmten Christusstatue, dem Maracana-Stadion und natürlich der Copacabana. Dies war ein krönender Abschluss der Reise, die dann wieder über Amsterdam nach Stuttgart ins kalte Deutschland führte.
Anstrengend aber toll und vielfältig mit entsprechenden Eindrücken, aber auch doch ziemlich müde kam die Gruppe in Stuttgart an.
Die Reise hat gezeigt, dass der Kontakt direkt vor Ort nach Arequipa dringend notwendig ist, um in einer gemeinsamen Diskussion mit den Verantwortlichen vor Ort und den Verantwortlichen aus Deutschland für die Schule und die Kinder und Jugendlichen die bestmögliche Lösung zu finden und zu erzielen.