Mein Praktikum im Kinderheim Unamonos

Ich heiße Laura Schneidewind, bin 23 Jahre alt und studiere Grundschullehramt in Freiburg. Ich habe im März 2013 ein 4-wöchiges Praktikum im Kinderheim Unamonos in Arequipa gemacht.

Ich bin am 25. Februar in Arequipa gelandet. Meine Gastfamilie hat mich vom Flughafen abgeholt. Die Mutter, Jimena Diaz Zapater ist die Direktorin von Unamonos. Sie war als Ersatzmutter oder eher Freundin äußerst nett, offen, witzig, hilfsbereit und liebenswert. Ich habe mich sofort sehr wohl bei der Familie gefühlt.

Mit Jimena bin ich morgens immer zu Unamonos gelaufen. Ich war in der segundo grado mit Candy. Sie hat sich streng aber liebevoll um die Kinder gekümmert. Wir haben viele Rituale und gleiche Abläufe gehabt, denn genau das brauchen diese besonderen Kinder. Sie waren alle ganz süß und toll und es hat sehr Spaß gemacht mit ihnen zu arbeiten, ihnen zu helfen und mit ihnen Quatsch zu machen. In der zweiten Klasse lernt man viel Motorik, wie schneiden, malen, richtig essen mit Besteck, soweit das geht und sich richtig zu begrüßen. Wir reden viel mit ihnen in der Hoffnung etwas zurück zu bekommen. Es gab bessere und schlechtere Tage. Manchmal kamen richtige Sätze zum Vorschein. Sie erzählen uns viel aber man versteht leider nicht viel. Die Gestik hilft jedoch, sie können sich damit ausdrücken. Sie können nicht allein auf die Toilette und brauchen generell viel Hilfe. Das ist eine sehr neue Erfahrung für mich gewesen und ich wusste vorher nicht, ob ich damit klar komme. Es hat mir aber nie etwas ausgemacht ganz im Gegenteil. Ich habe mich so gebraucht und wichtig im Team gefühlt, dass es eine große Bereicherung für mich war dieses Praktikum zu durchleben. Ich kann mir dadurch gut vorstellen später mit behinderten Kindern zu arbeiten.

Unamonos ist eine freundliche, offene Einrichtung. Das Gebäude ist einladend und kinderfreundlich gestaltet, viel in blau und weiß. Die Klassen sind in angenehmen Größen und den Umständen der Kinder gerecht. Die Babygruppe ist total süß gemacht und Therese ist eine sehr herzliche, gutmütige Frau, die ihre Arbeit liebt und ganz toll macht. Ich war manchmal dort, weil ich es so schön fand dort. Die Lehrer kamen mir kompetent vor und haben ihre Arbeit gern gemacht. Das finde ich sehr wichtig. Die Kinder wirkten glücklich und hatten Spaß. Ich habe in den Wochen viele Fortschritte der Kinder mitbekommen. Das hat mich beeindruckt und gefreut.
Durch Erzählung habe ich von den Lebensläufen mancher Schüler erfahren und bin begeistert wie viel wir ihnen damit helfen und wie weit sie doch teilweise kommen im Leben. Das ist sehr schön!

Leider üben viele Eltern nicht mit ihren Kindern zu Hause, was die Kinder in der Schule lernen. Das ist vor allem ein Problem, wenn die großen Ferien sind und sie über Monate ihre Übungen nicht machen. Die Kinder vergessen viel und fangen teilweise bei 0 an und wir müssen viel Arbeit leisten, um sie wieder zu verbessern. Das ist schade und hält den Lernprozess auf.

Schlechte Erlebnisse von Unamonos hatte ich jedoch keine. Mich hat dieses Praktikum sehr weitergebracht. Ich bin sehr beeindruckt von Unamonos. Diese freudige, glückliche Atmosphäre der Kinder und der Lehrer verschafft Leichtigkeit, positive Energie und Motivation für jeden neuen Tag. Die Kinder kamen mit einem Strahlen in die Schule, sie werden von allen umarmt und herzlich begrüßt. Es war wie eine große Familie, in der ich für kurze Zeit ein Teil war. Der Slogan „Somos mas que una escuela, somos una familia“ ist ehrlich zutreffend und authentisch. Das Praktikum hat mich so inspiriert, erfüllt und glücklich gemacht wie nie zuvor eine Arbeit. Ich danke für die schöne Zeit, die in mir die Liebe zu Peru, der Kultur und den Menschen hervorgerufen hat, sodass ich am Liebsten dort leben würde.


Ein Jahr Freiwilligenarbeit bei Unámonos

Mein Name ist Lene Baumgart, ich bin 19 Jahre alt und war ein Jahr lang auf Grund eines Freiwilligendienstes in dem lateinamerikanischen Land Peru.
Nach zahlreichen Bewerbungen bei zahlreichen Entsendeorganisationen, wie z.B. Weltwaerts, bin ich über meinen Großvater auf die Stiftung „Unámonos“ gestoßen. Mein Großvater war in den 70-er Jahren für einen Zeitraum von 10 Jahren der Direktor der deutschen Schule v. Humboldt in Lima.
Sowohl meine Mutter als auch ihre Geschwister sind demnach alle in Peru aufgewachsen, weshalb ich schon als kleines Mädchen immer den Bezug nach Peru hatte und der Wunsch, dort auch einmal hinzukommen, immer intensiver wurde. Mein Großvater hat dann über einen ehemaligen Schüler aus Lima von Unámonos gehört und mir Kontaktdaten geschickt, sodass ich mich bewerben konnte. Das ging dann auch einerseits sehr unkompliziert, jedenfalls von Seiten Deutschlands, und andererseits hat es sich dann doch sehr in die Länge gezogen, weil die Schule Unámonos in Peru im Dezember kurz vor den Sommerferien stand und die Organisation meiner Arbeit dort etwas warten musste.

Nichts destotrotz hat sich das dann alles sehr einfach geklärt, sodass ich am 01.03.2013 in meinem Iberia-Flug nach Arequipa, Peru saß.
Meine Ankunft in Peru war etwas holprig, aber schon nach dem ersten richtigen Tag, den ich in Arequipa, einer Gebirgsstadt auf 2400 m Höhe, verbracht habe, habe ich mich sehr wohl und heimisch gefühlt.
Mein zweiter Tag, und somit der 04. März, war wieder Schulbeginn nach den langen Sommerferien und mein erster Arbeitstag bei der „Asociación Unámonos“.
Abgeholt wurde ich von Debbie Manrique, der damaligen Administratorin, die mich zu meiner Klasse gebracht hat und der Lehrerin, mit der ich dann zusammen gearbeitet habe. Wenn man zu Unámonos kommt, betritt man durch eine große, schwere Holz-Doppeltüre einen steinernen Vorhof, auf dem die Eltern morgens ihre Schützlinge abgeben und sie nachmittags wieder in ihre Arme schließen. Durch ein sehr schön verschlungenes und verschnörkeltes Eisentor gelangt man auf den primer patio (erster Hof), auf den das Direktorat, das Sekretariat und die Administration ihren Blick haben. Es gibt noch zwei weitere Klassenräume, da ändern sich aber regelmäßig die Klassen, die diese benutzen. In diesem Jahr war dort auch die „Estimulación Temprana“, in diesem Fall mein Arbeitsplatz. Schon im primer patio begrüßen dich die Schüler von Unámonos, bei denen der Großteil das Down-Syndrom, oder auch bekannt als Trisomie 21, hat. Etwa 5 der damals 85 Schüler waren Autisten und ein paar weitere Vereinzelte hatten ein weiteres/anderes Syndrom. Wie man immer wieder hört oder spätestens bei der ersten Begegnung mit einem Kind mit Down-Syndrom bemerkt, sind das extrem fröhliche, glückliche, strahlende Kinder mit einer faszinierenden und fesselnden Ausstrahlung.

Ohne dich vorher ein Mal gesehen zu haben im Leben, kommen sie auf dich zu, umarmen, herzen, grüßen dich, wenn du ihnen nur ein kleines Lächeln schenkst. Anfangs ist das ein etwas befremdliches Gefühl, man gewöhnt sich aber schnell daran und nach kurzer Zeit lernt man es sehr Wert zu schätzen und es zu vermissen, wenn man es nicht mehr hat. 
Von dem primer patio gelangt man in den segundo patio (zweiter Hof), in dessen Mitte sich ein grün-farbiger Teppich befindet, auf dem mehrere Spielplatz-Gerätschaften, wie Plastikrutschen oder ein kleines Spiel-Gartenhaus, für die Schüler jüngerer Klassen zur Verfügung stehen. 
Von dem segundo patio kann man nun entweder links die Treppe nach oben wählen oder rechts in den tercer patio (dritten Hof) weitergehen. 
Im tercer patio gibt es richtigen Rasen und ein großes Klettergerüst für die schon etwas älteren Kinder, von der 1. bis zur 4. Klasse. 
Wählt man die Treppe nach oben, befinden sich dort die 5. und 6. Klasse, der Balkon für den Sportunterricht und die Räumlichkeiten der beiden Programme „Ruth Rey de Castro“ und „Jaime Rey de Castro“, die die Schüler von Unámonos innerhalb von 3 Jahren auf ein Arbeitsleben vorbereiten und sie dann auch später in einen Beruf versuchen einzugliedern. Läuft man auf einer Art Balkon an dem ganzen oberen Stockwerk entlang und an allen drei patios vorbei, kommt man zu der Haupttreppe, die wieder in den primer patio führt. 

Der gesamte Komplex wirkt sehr hell und freundlich, weil er aus dem für Arequipa berühmten weißen Vulkangestein „sillar“ besteht.
Im alten Stadtkern und -zentrum Arequipas, in dem sich auch Unámonos befindet, sind die meisten Gebäude aus sillar, dem die Stadt ihren Namen „la ciudad blanca“ (die weiße Stadt) zu verdanken hat.

Nun zu meiner eigentlichen Arbeit in der „Estimulación Temprana“ (wörtlich übersetzt: Frühkindliche Stimulation) und meiner liebevoll genannten Tía Teresa (Tante Teresa), die ursprünglich als Psychologin gearbeitet hat und jetzt seit 30 Jahren für, mit und bei Unámonos arbeitet.
Wie es auch schon in den Worten „Frühkindliche Stimulation“ steckt, gilt es hierbei, mit den Kindern so früh wie möglich mit dem Arbeiten anzufangen, sodass sie sich möglichst normal entwickeln können.
Die jüngsten Geschöpfe waren drei Tage alt und sollten, wenn es gut läuft, ab dem 3. Lebensjahr in eine Art Vorschule eingegliedert werden.
Zum Unterricht kommt meistens ein Elternteil oder ein vertrautes Mitglied aus der Familie oder dem Freundeskreis mit, um dann mit dem Kleinkind zusammen zu arbeiten. Wir hatten drei dunkelgrüne Matten, wie man sie aus dem deutschen Schulsportunterricht kennt, die auf dem Boden vor einem Spiegel liegen, der sich über die ganze Wand zieht. Sinn und Zweck dieses Spiegels ist, dass diese kleinen Schüler sich selbst beim arbeiten zusehen können, gleichzeitig aber auch immer die Gewissheit haben, dass sich ihre Mutter noch hinter ihnen befindet, auf sie aufpasst und sie nicht im Stich lässt. Grundsätzlich kann man sagen, dass diese Kinder sehr stark auf Emotionen mit ihren eigenen Emotionen reagieren.
Heißt, wenn eine Mutter sehr traurig war, oder noch immer in einer Art Schockzustand aufgrund der Krankheit ihres Kindes, hat sich das extrem auf das Verhalten und auch auf den Lernprozess des Kindes ausgewirkt. Vor Allem diese Kinder brauchen sehr viel Rückhalt, ständige Bestätigung und für die meisten Eltern ist das am Anfang noch sehr schwierig.

Als Entwicklungsland gehört es in Peru nicht zur Allgemeinbildung, dass man sich ein bisschen über das Phänomen „Down-Syndrom“ auskennt. Dafür hat die Direktorin Jimena Díaz ein neues Programm gestartet, das darin besteht, dass die Eltern der Estimulación Temprana jeden Donnerstag um 12 Uhr einen kostenlosen Vortrag von Ärzten, Lehrern, Ernährungsberatern, Eltern mit dem gleichen Schicksal, etc. bekommen, um erst einmal eine Grundinformation über diese Behinderung zu erhalten. Selbstverständlich konnten alle Eltern aller Schüler der gesamten Schule an diesen Vorträgen teilnehmen.
Neben diesen Vorträgen gehört zum Programm der Estimulación Temprana eine Physiotherapie-Stunde, eine Behandlung der hauseigenen Logopädin und zwei Mal die Woche eine dreiviertel Stunde bei Teresa.
Teresas Programm ist über das ganze Jahr hin gestaltet und fängt ruhig an, um das Niveau und die damit verbundene Entwicklung dann stetig zu steigern.
Am Anfang der Stunde finden sich die pro Klasse etwa 3–6 Mütter mit ihren Kindern auf den Matten zusammen und beginnen, die Hände zu stärken und die Hand-Objekt-Koordination zu verbessern.

Beispielsweise bekommen die Kinder kleine Kugeln, die sie dann durch eine normale Öffnung in eine 0,5-Liter Flasche befördern müssen. Um das zu können, müssen sie genug Kraft in den Händen und anschließend genug Fingerspitzengefühl und Konzentration haben, die Kugel direkt in die Öffnung zu treffen. Anfangs hilft man den Kindern dabei, aber ich habe schon nach kurzer Zeit bei den meisten einen schnellen Fortschritt bemerkt und dann konnte man zu ähnlichen, aber schwierigeren Übungen übergehen.
Sind die kleinen Händchen erst einmal gestärkt, bekommt jeder Schüler eine kleine Trommel zwischen die Beine, zwei Schläger in die Hand, Teresa macht rhythmische Kinderlieder an und es wird im Takt zu der Musik ein bisschen getrommelt.
So sollen die Kinder ein Rhythmusgefühl entwickeln, das ihnen später nicht nur beim Sprechen, sondern auch beim Laufen helfen soll.
Jetzt kommen noch die Rasseln dran oder ein Xylophon und dann setzen sich alle gemeinsam an einen großen Tisch, auf dem schon weißes Papier mit vorgezeichneten Formen liegt, die die Kinder ausmalen müssen. Jegliche Techniken, von Wischen bis Tupfen, werden abwechselnd angewendet, oder man macht eine Bastelstunde, bei der erst Papier auseinandergerissen werden muss und dann eine Sauerei mit dem Kleber angestellt werden darf.
Wenn dann noch Zeit ist, gibt es eine 4-farbige Ampel, die dazu dienen soll, die Farben rot, blau, gelb und grün zu lernen und zu verinnerlichen.

Ein Arbeitstag bei Unámonos geht um 08:30 Uhr los, endet um 13:30 Uhr und in der Estimulación Temprana hat man auf den Tag verteilt etwa 4 – 6 Klassen.
Ich bin dann im Anschluss immer in die Gastfamilie gefahren, bei der ich gewohnt habe, um dort lecker Mittagessen zu bekommen und den Nachmittag dann frei gestalten zu können. Das Leben selber ist ein Peru billiger als in Deutschland, dennoch summieren sich natürlich ständige Taxi- oder Busfahrtkosten und so billig kommt man dann am Ende auch nicht weg. Ein Schuljahr hat in Peru im Juli etwa einen Monat Winterferien und dann ab Weihnachten bis Anfang März, also etwa zweieinhalb Monate Sommerferien, die die meisten peruanischen Familien am Strand verbringen.

Ich kann meine Arbeit bei Unámonos nur als wunderschöne Erfahrung bezeichnen, bei der ich sehr glücklich war und viel gelernt habe. Das Jahr war nicht eintönig und wurde auch nicht langweilig. Ich habe diese Arbeit nie als wirkliche „Arbeit“ empfunden, weil es mir immer riesigen Spaß gemacht hat und bei Unámonos keine strenge Arbeits¬atmosphäre herrscht. Das Personal geht sehr herzlich miteinander um, die Eltern sind mit den Lehrern befreundet, jeder Lehrer liebt seine Schüler und kämpft unendlich für sie, was die Kinder wiederum merken und einem ihr Vertrauen und ihre Zuneigung schenken.
Dieses Jahr bestand nicht nur daraus, dort jeden Morgen pünktlich aufzutauchen und dann den immer selben Verlauf jeden Tag durchzumachen. Ich durfte beispielsweise die Klasse drei Wochen lang alleine unterrichten, als Teresa eine Europareise genehmigt wurde. Oder es gab alle paar Monate ein großes Fest im primer patio, auf das dann lange hingearbeitet und vorbereitet wurde und bei dem jede Klasse etwas vorgestellt hat.
Es werden ein Mal im Monat Ausflüge gemacht mit der ganzen Schule und manchmal gibt es an Wochenenden freiwillige Sonderveranstaltungen.

Ich hatte mein Rückflugdatum für den 29. Juli geplant, also genau 5 Monate nach meiner Ankunft in Peru und habe ihn einen Monat vor dem Rückflug um 7 weitere Monate nach hinten verschoben.
So war ich genau ein Jahr lang dort und konnte abzüglich der Ferien neuneinhalb Monate bei Unámonos helfen.
An Wochenenden oder eben in den Schulferien kann man sich etwas Zeit nehmen, das Land oder/und die umliegenden Länder zu erkunden und ein wenig rumzureisen.
Ein Taschengeld bekommt man nicht, jedoch hat man selber keine Kosten für Unterkunft und Verpflegung und muss nur seine persönlichen Ausgaben bezahlen.
Die peruanische Küche zählt zu den Besten der Welt, was einem auch täglich bewiesen wird, nur muss sich ein deutscher Magen erst einmal an diese neuen Zutaten, Gewürze und Zusammensetzungen gewöhnen, sodass ich auch nach einem Jahr immer noch gerne mal für ein Tag wegen schlimmer Magenkrämpfe oder –Verstimmungen im Bett lag.
Es herrscht dort ein ganz anderes Leben und ein Kulturschock ist unvermeidlich, aber das Lebensgefühl ist dadurch nicht schlechter. Im Gegenteil: Ich war so glücklich dort, dass ich mir nicht vorstellen konnte, das nach fünf Monaten schon wieder aufgeben zu müssen.
Ich habe mich für die Verlängerung entschieden, was ich für eine der besten Entscheidungen meines bisherigen Lebens halte. Ich rate jedem, der so etwas in Erwägung zieht, es sofort zu tun und keine Sekunde daran zu zweifeln. Ich habe so viele neue, tolle Leute kennengelernt, seien es Freunde, die Gastfamilie oder die Mitarbeiter von Unámonos, zu allen habe ich jetzt noch viel Kontakt und ich kann es kaum erwarten, alle irgendwann wiederzusehen.
Das Leben in Arequipa und die Arbeit bei Unámonos sind eine große Freude und ich würde es jederzeit wieder tun!


Buenos Dias!

Mein Name ist Franziska Fischer, ich bin 20 Jahre alt und wohne in Leonberg. Im Jahr 2012 habe ich mein Abitur am Gymnasium Rutesheim gemacht und mich danach entschlossen für ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen. Zusammen mit meiner Freundin Hanna haben wir uns bei der Organisation Unámonos beworben. Unámonos ist eine wohltätige Organisation die Einrichtungen in Peru unterstützt und sog. Voluntarias nach Arequipa schickt.
Wir waren vom Beginn an begeistert und nach mehreren Gesprächen mit Frau Dr. Schnaufer, Leiterin und Mitgründerin der Stiftung, stand fest das Anfang September unsere Reise nach Südamerika beginnen würde.

In Arequipa angekommen wurden wir sehr herzlich empfangen. Schnell lernten wir die „Educadoras“ des Hogar de Cristo als auch des Nina Maria kennen. Der Hogar de Cristo ist eine Kindertagesstätte für Jungen und Mädchen. Dort wurde den Kindern nicht nur bei den Hausaufgaben geholfen sondern Ihnen auch täglich warme Mahlzeiten zubereitet. Der Hogar beherbergte ebenfalls 2 Deutsche Voluntarias Paula und Marianne, mit denen wir sehr viele Reisen wie z.B. zum Machu Picchu, nach La Paz oder an den Lago Titicaca unternahmen.

Wir wurden dem zentrumsnahen Heim Nina Maria zugewiesen. Das Nina Maria ist ein Heim für Mädchen die aus sozial schwachen oder schwierigen Familienverhältnissen stammen. Wir haben den Mädchen, die im Alter zwischen 8 und 19 Jahren waren, bei ihren täglichen Hausaufgaben geholfen, mit ihnen gelernt oder einfach nur gespielt.
Öfters durften wir auch mal mit Ihnen Ausflüge machen, diese waren für alle immer ein aufregendes und tolles Erlebnis. Die im Nina Maria beherbergten Mädchen: Jimena, Lesly, Hortensia, Lorena, Luz-Maria, Elisabeth, Candy, Alexandra, Rosa und Carmen waren von Beginn an sehr offen und nett zu uns. Der große Altersunterschied zwischen den Mädchen hat es oftmals schwer gemacht gemeinsame Dinge zu unternehmen, da die Interessen doch weit auseinander lagen. Dennoch war es sehr schön zu sehen, dass das Nina Maria den Kindern Schutz und Fürsorge bietet.

Die zuständigen Erzieherinnen des Nina Maria Gaby und Leonor waren ebenfalls sehr herzlich und haben immer ihr Bestes gegeben. Sie haben darauf geachtet, dass die Mädchen ihre Schulsachen machen oder mal etwas lesen und nicht zu oft am Fernsehen saßen. Auch sorgten Sie für die Verpflegung der Mädchen. Das Essen war oft etwas eintönig aber trotzdem lecker. Zu Beginn unseres Praktikums viel es mir etwas schwer alles gut zu verstehen. Zwar hatten meine Freundin und ich 5 Jahre Spanisch in der Schule doch die Mädchen haben oft sehr schnell gesprochen. Aber nach einer Weile wurde die Verständigung immer besser. Die Woche im Nina Maria verlief folgender Maßen ab:

Um 6 Uhr sind Hanna und ich aufgestanden um mit den Educadoras das Frühstück zuzubereiten. Das Frühstück bestand meistens aus 2 kleinen Fladenbroten und einem Haferschleimgetränk. (Hanna und ich sind dabei doch lieber beim Tee geblieben.) Nach dem Frühstück haben die Mädchen sich für die Schule fertig gemacht. Ab 8 Uhr hatten wir dann Freizeit und konnten somit unsere Sachen erledigen z.B. Wäsche wegbringen oder einfach einen Stadtbummel machen. Um 14 Uhr haben wir uns dann wieder mit den Mädchen im Hogar de Cristo getroffen. Dort wurde dann gemeinsam mit allen Kindern das Mittagessen eingenommen. Dieses Essen bestand aus Reis mit einer Beilage die sich fast jede Woche wiederholte z.B. Linsen, Bohnen oder Nudeln. Sehr selten gab es Fleisch.
Danach ging es für unsere Mädchen wieder zurück in das nur 10 Minuten entfernte Nina Maria um mit den Hausaufgaben zu beginnen. Oft stand uns dabei auch Violeta, eine Nachhilfelehrerin für die Kinder zur Seite.

Nach den Hausaufgaben standen oft Talleres an. Das sind 1-stündige Kurse, die die Mädchen jede Woche zur selben Zeit hatten. Montags kam immer der Musiklehrer. In der Musikstunde spielten die Mädchen, mit sehr großer Freude, das typische Instrument von Peru: die Zamponia. Diese Taller hat den Mädchen immer sehr viel Spaß gemacht und somit freute sich jeder auf den Montag.
Am Dienstag malten und bastelten die Mädchen immer mit der Señora Krocki. Um die Weihnachtszeit malten sie z.B. kleine Nikoläuse auf Leinen oder aber sie bastelten kleine Holzkisten, die angemalt wurden und im Hogar de Cristo zum Verkauf standen. Die kleineren wie z.B. Rosa und Alexandra konnten von diesen Stunden nie genug bekommen.
Mittwochs hatten die Mädchen Tanzunterricht. Häufig wurde der Tanzlehrer mit einer nicht so großen Begeisterung empfangen, da die Mädchen nicht so überzeugt von den Tänzen waren. Dennoch meisterten sie auch diese Taller großartig und ich denke im späteren Leben werde sie von diesen Stunden doch profitieren können. Donnerstags und Freitags hatten die Mädchen Mittags immer frei. Dies bot uns die Möglichkeit etwas mit Ihnen zu unternehmen wie z.B. einen Ausflug in den Park oder wir spielten Spiele mit Ihnen wie z.B. Uno oder Ligretto.
Am Abend wurde im Nina Maria noch ein Abendessen zusammen eingenommen. Die Momente wo wir alle zusammen an dem Tisch saßen um gemeinsam zu essen fand ich immer sehr schön. Da wirklich alle immer anwesend waren und so gemeinsame Gespräche geführt wurden. Dabei wurde auch immer sehr viel gelacht. Nach dem Abendessen schauten die Mädchen noch eine Runde Fernsehen oder erledigten Ihre restlichen Schulaufgaben bevor sie dann ins Bett gingen.

Am Wochenende wurden die Kinder nach Hause geschickt. Wir verstanden erst nicht warum, da viele Mädchen in nicht so schönen Familienverhältnissen lebten. Später aber erklärte man uns, dass man den Familienkontakt nicht ganz abbrechen lassen sollte, denn sonst hätten die Mädchen später keine familiäre Bindung mehr. So verliefen im Großen und Ganzen die Wochen. Allerdings gab es auch ein paar Ausnahmen wie z.B. um die Weihnachtszeit. Da wurden dann kleinere Events vom Hogar de Cristo oder von Studenten der ortsansässigen Universitäten ausgerichtet. So kamen jede Woche Studenten und spielten Spiele mit den Kindern des Hogar de Cristo und des Nina Maria. Am Ende bekamen sie sogar kleine Geschenke. Sehr oft wurde dabei auch das typische Weihnachtsgebäck der „Panetón“ gegessen und dabei eine heiße Schokolade getrunken. Dies war nicht nur für uns sehr abwechslungsreich, sondern auch für die Educadoras des Hogar de Cristo und des Nina Maria aber vor allem für die Mädchen und Jungen.

Über unsere 6 Monate verteilt gingen wir auch des Öfteren ins Freibad oder auch mal ins Kino. Diese Ausflüge waren nur möglich durch die Spenden vieler Menschen, die somit die Arbeit des Hogar de Cristo und des Nina Maria unterstützten. Aber der Hogar war auch selber sehr aktiv. So zum Beispiel richtete dieser eine Tombola im Club Internacional aus. Der Club Internacional ist ein Sportclub für die wohlhabende Gesellschaft Arequipas. Dabei halfen nicht nur die Educadoras und die Voluntarias sondern auch ein paar ausgewählte Kinder, die den Gästen des Clubs begeistert Ihren Kuchen verkauften.
Der Erlös der Tombola wurde dann später für den
1-wöchigen Strandausflug der Kinder genutzt.

Dies sind nur ein paar wenige tolle Momente von vielen, die meine Freundin und ich während unserer Zeit in Peru erlebten. Ich bin dankbar für die sowohl tollen aber auch manchmal traurigen Erfahrungen, die ich machen durfte und würde jedem einen Auslandsaufenthalt in Arequipa empfehlen. Daher bedanke ich mich nochmals sehr bei Frau Dr. Schnaufer, die zu jeder Zeit erreichbar war und wir uns immer an Sie wenden konnten. Aber auch bei den ganzen tollen Menschen, die wir in Peru kennenlernen durften, und uns unseren Aufenthalt bereichert haben.

Muchas gracias a todos! Hasta luego!
Franziska Fischer